
Falls Ihr Euch fragt, warum es auf dieser Seite ein Logo mit einem Hirsch und dem Motto „ruhig bleiben“ gibt … nun, ich kann das erklären.
Kurz vor dem Tod meiner Tochter Olivia habe ich einen Podcast aufgenommen, der spirituelle Praktiken und Konzepte kritisch und auch humoristisch testet. Er hieß (und heißt) „Verdammte Erleuchtung“ und man kann ihn heute noch hören. In Folge 1 haben sich mein Freund und Kollege Rüdiger auf eine schamanische Reise, eine Krafttierreise, gewagt. Ich hatte bis zu dem Zeitpunkt keinerlei Berührung mit Schamanismus, aber ich war bereit, mich darauf einzulassen.
Auf dieser Imaginationsreise lautete unsere Aufgabe, sich eine Landschaft vorzustellen und dort abzuwarten, was für ein Tier uns begegnet. Ich stellte mir eine rötlich schimmernde Steppe mit vereinzelten Bäumen und Sträuchern vor, in der plötzlich ein Hirsch vor mir stand. Keiner mit Riesengeweih, eher ein elegantes, wendiges Wesen, das trotzdem eine große Ruhe ausstrahlte. Die schamanische Therapeutin hat uns dann gefragt, was das Tier wohl zu uns sagen könnte. Was würde es uns zuflüstern? In meiner Vorstellung kam mein Hirsch langsam auf mich zu, ich streichelte vorsichtig seine Stirn und den Bereich unter seinen Augen und er (oder sie?) sagte zu mir „Bleib ruhig.“ Das war eine enorm einleuchtende Botschaft für mich, gerade weil bei unserer Tochter vor ein paar Wochen ein Rezidiv festgestellt worden war und ihr baldiger Tod daher als unausweichlich galt. Und was hätte ich Besseres tun können, wie hilfreicher für meine Familie sein, als ruhig zu bleiben.
Ein paar Tage später war ich mit der Familie in einem kleinen Tierpark außerhalb von Berlin, der auch ein Wildgehege hatte, das frei zugänglich war. Und genau da saß in aller Seelenruhe ein kleinerer Hirsch vor seinem Futterhäuschen und sah mich an, als wollte er sagen: Dude, ich bins, bitte bleib ruhig. Und natürlich ist es zu hundert Prozent möglich, dass ich mir das im Kopf genauso hingedreht habe, aber er sah tatsächlich aus wie der Hirsch aus meiner Krafttierreise. Später habe ich mir dann auch zu Ehren Olivias und ihrer letzten Monate einen Hirsch tätowieren lassen und auch ansonsten begleitet er mich seitdem als Wappentier.
Ich habe in den letzten Jahren zwei wichtige Mottos für mich adaptiert und genau die will ich auch gerne in meine Coachingprozesse einfließen lassen. Da ist zum einen „be generous – sei großzügig“ – mit anderen und dir selbst – aber vor allem „ruhig bleiben“. In der Praxis heißt das: Erst einmal kurz nachdenken, bevor man in die Handlung geht. Vielleicht auch lange nachdenken. Vielleicht auch nur bis zehn zählen oder einmal kurz ein- und wieder ausatmen.
Es bedeutet zudem, Geduld mit sich und anderen zu haben. Ruhe zu finden und in dieser Ruhe seine Emotionen zu erkennen. „In der Ruhe liegt die Kraft“, mag wie ein abgedroschenes Idiom klingen, aber ich habe festgestellt, dass mir gerade im Angesicht von Katastrophen und Verlust die ruhigen Momente geholfen haben, wieder in Bewegung zu kommen und vernünftige Entscheidungen zu treffen. Mit Rücksicht auf mich und meine Mitmenschen. Genau das kann und will ich in meinem Beratungsstil vermitteln und weitergeben. Ruhe und Kraft.
